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Kerzenzeit

Rituale und erinnerungen

Meine vor einigen Jahren verstorbene Omi und ich teilten ein Ritual. Ich liebte es, wenn sie ihre alten und (zumindest für mich) wertvollen Sammeltassen und -teller aus dem Schrank holte, um mit mir Tee oder später auch Kaffee zu trinken. Dazu gab es ein feines Stück Gebäck. Ich fühlte mich dann immer ganz besonders ... wertgeschätzt, wahrgenommen, geliebt.
Nach ihrem Tod bekam ich einige dieser Servicestücke, die mehrere Umzüge, immer besonders sorgfältig verpackt, unbeschadet überstanden.
Vor etwa einem Jahr ist ein kleines Unglück passiert. Zwei Teller und eine Tasse gingen dabei zu Bruch. Ich habe um meine Erinnerungen geweint, obwohl ich sie im Herzen trage. Einen nicht völlig zerbrochenen Teller bewahrte ich auf. Heute wurde er mit Bienenwachskerze und Nüssen gefüllt. Jetzt steht er neben mir und ich finde, er hat nichts von seiner Schönheit verloren. Der materielle Wert ist sicher dahin, aber das, wofür der Teller steht, hat Bestand.

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Kommentare: 1
  • #1

    Mutti (Samstag, 24 November 2018 17:37)

    Mich hat noch nie ein Teller emotional aufgewühlt- dieser schon!
    Ich habe unzählige male davon gegessen und aus den Tassen getrunken. ( Sie wurden nur zu Geburtstagen und Weihnachten aus dem Schrank geholt). Aber auch, als dein Vater den ersten Kaffee bei deiner Omi getrunken hat.
    Ich war auch dabei, als die Teller zu Bruch gingen. Ich weiß, wie viel sie dir bedeuten.
    Bei mir sind gerade so viel Erinnerungen hoch gekommen. Manchmal können Tränen auch befreien.
    Ich finde es so schön, dass dieser Teller so viel Wert für dich hat.
    Du hast mal, als du ganz klein warst, zu mir gesagt:"ich bin eben ein anderer Mensch".
    Das bist du. Du bist ein ganz besonderer Mensch.
    Und ich bin sehr glücklich, dich als Tochter zu haben.