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Vatertag

 

Diesen wunderschönen und auch noch sehr leckeren Kuchen hat Thilo heute Morgen vorgefunden, als er die Küche betrat: Sophias Vatertagsgeschenk für ihn. Sie hat sich gestern Abend nach einem anstrengenden Basketballspiel noch ans Backen gemacht. Ein Dankeschön, das er wirklich verdient hat. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er Papa, wir Eltern wurden. Im Gegensatz zu mir (ich wollte einfach ein Kind und dachte mir, alles andere wird sich schon wunderbar fügen) hat er sich erst mal schwer getan mit dem Gedanken, Vater zu werden. Nicht, dass es in seiner Lebensplanung nicht vorgesehen war. Nein, Thilos Fernziel heißt sogar: Opa werden. Aber er fragte sich lange, ob es der richtige Zeitpunkt sei, ob er der Verantwortung gewachsen wäre, alles richtig machen würde usw. Als Sophia dann auf der Welt war und unsere nächtliche Ruhe erstmal Geschichte, als ich so richtig am Rad drehte und meine Befähigung als Mutter in Frage stellte, war er die Ruhe selbst. Während ich grübelte, ob und wann ich ein zweites Kind haben möchte, wusste er mit unerschütterlicher Sicherheit: Wir kriegen es mit einem Kind hin, das geht auch mit einem zweiten. Uns beide hat mit dem Elternwerden eine so tiefe, unerschütterliche Liebe ergriffen, wie man sie wahrscheinlich nur bei seinen Kindern erlebt. Nachdem es erst mal nicht so aussah, als würden wir so ohne Weiteres Eltern werden können, sind wir noch immer zutiefst dankbar für unsere beiden Wunder.

 

Papa

 

Es ist keine Selbstverständlichkeit, einen Mann an der Seite zu haben, der seine Verantwortung als Vater so ernst nimmt. Obwohl Thilo berufsbedingt unter der Woche nicht wirklich viel Zeit mit uns verbringen kann, haben sich unsere Töchter nicht zu Mama-Kindern entwickelt (das erste Wort beider Kinder war "Papa"). Ich denke, das liegt daran, dass mein Mann die Aussage "Qualität statt Quantität" absolut bestätigt. Angefangen im Kreißsaal - bei Sophia musste er sich teilweise ganz schön von mir anmaulen lassen, glaube ich, bei Lina stiefelte er stundenlang mit mir treppauf, treppab durch das gesamte Krankenhaus, was die Wehen fördern sollte - wusste ich mich immer von ihm unterstützt. Thilo übernahm mit beiden Kindern das Babyschwimmen (papafreundlich am Samstag), trug nachts regelmäßig die zahnende Sophia durch die Wohnung,  beruhigte die ganze Familie bei nächtlichen Kruppanfällen, engagierte sich im Kindergarten-Elternbeirat (wo immer Vätermangel herrschte), bestritt mit unseren fußballtechnisch völlig unbegabten Kindern diverse VaKiFuBaTus (Vater-Kind-Fußball-Turniere) und grillte bei Schulfesten. Er sitzt drei Stunden beim Auswahltraining von Lina in der stickigen Turnhalle, spricht den Kindern den abendlichen Segen zu (nicht nur bei schlechten Träumen), nimmt im Juni Urlaub, um Sophia und ihre Bastketballmannschaft zu den United World Games nach Klagenfurt zu begleiten und auch das alljährliche Vater-Kind-Wochenende steht schon wieder fest im Kalender. Die Liste ist unvollständig.

 

Vati

Ich habe mir bei dieser Gelegenheit auch ein paar Gedanken zu meinem Vater gemacht. Als ich geboren wurde, gab es noch keine Männer im Kreißsaal. Vati hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er dafür eigentlich ganz dankbar ist. Kann ich nachvollziehen. Ich glaube, es ist ein harter Job, die eigene Frau leiden zu sehen und nicht wirklich helfen zu können. Vielleicht wird man auch noch angemault und das Ganze kann sich über viele Stunden hinziehen.
Auch mit dem Wickeln hatten es die Väter von damals noch nicht so. Schön, dass wir Frauen uns dafür nicht mehr alleine zuständig fühlen müssen. Ich habe dennoch einen engagierten, liebevollen Vater abgekriegt.

 

 

Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau. Und so könnte ich hier auch ganz viel über meine Mutter schreiben. Nachdem heute Vatertag ist, konzentriere ich mich aber auf meine "Vati-Erinnerungen". Es gibt ein paar Schlüsselmomente, die sich besonders bei mir verankert haben. Vor unserem Umzug (also bis zu meinem 9. Lebensjahr) hatten wir einen Garten. Sobald es das Wetter ermöglichte, machten Mutti und ich uns gleich nach der Schule auf den Weg dorthin. Vati kam nach der Arbeit dazu. Der Garten war ein Kinderparadies und ich habe viele schöne Erinnerungen daran. Vati baute mir eine Holzhütte, in der sogar Platz für meine Meerschweinchen war, und einen eigenen Swimmingpool.

 Ich habe höchsten Respekt vor meinen Eltern, die - um mir ein Leben in Demokratie und Freiheit zu ermöglichen - mit um die dreißig ihre Heimat verließen, von Leipzig nach Schwabach zogen und noch einmal ganz von vorne anfingen. Sie arbeiteten hart und bauten schon vier Jahre später an unserem eigenen Haus. Von allen Entbehrungen, die das gekostet haben muss, habe ich nur wenig gespürt. So war ich zum Beispiel einen oder zwei Tage vor meinem Geburtstag mit Vati einkaufen und verguckte mich dabei in ein Matchbox-Gespann. Es war ein Jeep mit Anhänger, nicht ganz billig. Statt mich vernünftig auf meinen Geburtstag zu vertrösten, kaufte er mir das Spielzeug. Ich weiß, das klingt ziemlich materiell. Aber diese Geste hat mir sehr viel bedeutet, so dass ich mich heute noch gut daran erinern kann.

Mein Vater ist Maurermeister. Er baute Häuser und ich liebte es als Kind, auf Baustellen unterwegs zu sein. Ich kann mich an viele Wochenenden in der warmen Jahreszeit erinnern, in denen wir Beton gießen waren. Beton darf wohl nicht zu schnell austrocknen und so machten wir uns häufig zu zweit auf den Weg, das zu verhindern. Meine "Baukarriere" setzte sich später fort, als meine Eltern selbst bauten. Vati übernahm von der Planung unseres Hauses bis zum Rohbau alles selbst. Er schuftete dafür nach der Arbeit. Irgendwann streikte sein Körper dann auch und er musste zwei Wochen Ruhe geben. Das war keine schöne Zeit, denn er hielt diese Zwangspause nur schwer aus. Aber am Ende hatte er uns mit seinen eigenen Händen ein Zuhause geschaffen.

 Vati ist kein Mann der großen Liebesbekundungen (obwohl er gerne und viel diskutiert), aber ich wusste und weiß mich von ihm - wie auch von Mutti - bedingungslos geliebt. Vor einigen Jahren hatte er eine schwere Operation und ich besuchte ihn kurz nach dem Aufwachen aus der Narkose. Er wirkte sehr mitgenommen und kaum wach, aber er reagierte auf meine Stimme mit einem Lächeln und einem Kuss in die Luft. Ich hätte weinen können. Eine so tief verankerte Liebe ist Gnade, davon bin ich überzeugt.

 

Opi

 

Seit inzwischen bereits über 14 Jahren ist mein Vater Opi. Und auch in dieser Rolle macht er seine Sache sehr gut. Meine Eltern - wie auch meine Schwiegereltern - machen regelmäßig Urlaub mit ihren Enkelinnen, den beide Seiten genießen. In diesem Sommer gehen Lina und Sophia sogar mit Omi und Opi auf Kreuzfahrt. Die Mädchen mögen an ihrem Opi besonders, dass er so lustig ist. Sie haben jede Menge Spaß miteinander. Ähnlich wie mein Mann und ich sitzt auch Opi bei Linas Auswahlspielen (die praktischerweise in Schwabach stattfinden) geduldig drei Stunden auf einer harten Turnhallenbank, um seiner Enkelin zu zeigen, dass sie ihm wichtig ist und aus echtem Interesse. Genauso feuert er Sophia bei ihren Basketballspielen an. In längst vergangenen Kindergartenjahren war er auch bei diversen Ballettaufführungen präsent (und ich weiß, dass er kein großer Ballettfan ist). Meine Schwiegereltern kommen hier etwas zu kurz. Sie sind genauso engagierte Großeltern und wir können uns wirklich glücklich schätzen, sie alle zu haben.

 

Vater unser im Himmel

Gott stellt sich uns in der Bibel als "Abba" = "Papa" vor. Er ist kein abgehobener, weltlicher Herrscher, der von seinem Fußvolk untertänigst angebetet werden möchte. Er will eine echte, vertrauensvolle Beziehung auf Augenhöhe. Wie stellen wir uns Erziehung heute vor? Ich wünsche mir, dass ich einerseits eine Respektsperson für meine Kinder bin, eine natürliche Autorität. Andererseits sollen sie Vertrauen zu mir haben, wissen, dass ich jederzeit für sie da bin und sich als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen, akzeptiert und wertgeschätzt fühlen. Soweit meine Idealvorstellung. Nun sind wir natürlich alle nur Menschen und machen unsere Fehler. Ich hoffe trotzdem, dass meine Rechnung unter dem Strich einigermaßen aufgeht. Ich glaube, eine ähnliche Beziehung will Gott zu uns. Ich erkenne ihn als eine natürliche Autorität an und weiß, dass ich bedingungslos von ihm geliebt bin. Auch, wenn ich ihn in Frage stelle (und das tue ich immer wieder), anklage, nicht verstehe, rebelliere. Wie das Kinder eben so tun. Und auch hier hoffe ich, dass am Schluss die Rechnung aufgeht. Das mein (wirklich schönes) Leben hier auf Erden nicht alles ist, dass Gott existiert und mich liebevoll willkommen heißt, wenn ich eines Tages heimkehre.

By the way: Heute ist Vatertag. Und Christi Himmelfahrt. Der Tag, an dem Jesus zu seinem himmlischen Vater heimkehrte.

 

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