Meine Eltern haben in den letzten Jahren Kreuzfahrten für sich entdeckt. Dieses nicht ganz günstige Urlaubsvergnügen ist für Kinder bis einschließlich 14 Jahre im Zimmer der (Groß-)Eltern fast kostenfrei zu haben und unsere Töchter wollten dabei sein. Nachdem Sophia Ende August 15 wurde, war es die letzte Gelegenheit. Also stachen unsere Kinder samt Omi und Opi vor drei Wochen Richtung Nordkap in See.
Ich muss zugeben, dass ich diesem Urlaub mit gemischten Gefühlen entgegen sah. Die Mädchen waren schon von klein auf mit beiden Großeltern unterwegs gewesen, aber nie so lange und nie so weit weg. Außerdem geht meine Fantasie ab und zu mit mir durch und ich sehe Schiffe untergehen. Titanic lässt grüßen.
Andererseits war es eine fantastische Gelegenheit, gemeinsame Erinnerungen mit Omi und Opi zu schaffen, ein wunderschönes Land (Norwegen) kennenzulernen, und wer geht schon in diesem Alter auf Kreuzfahrt? Ich jedenfalls nicht. Auch ein Paarurlaub nach über 15 Jahren hat so seine Reize. Ich beschloss also, meine Bedenken so gut es ging über Bord zu werfen und mich so richtig auf diesen Sommerurlaub zu freuen. Außerdem wollten wir die Kinder in Kiel vom Hafen abholen und noch drei Tage gemeinsam in Hamburg verbringen.
Rügen
Die erste Hälfte unseres Paarurlaubs haben wir auf der Insel Rügen verbracht. Wir waren 1997 das letzte Mal dort gewesen. Wahnsinn, das ist tatsächlich 21 Jahre her. Damals hatten wir das gesamte Touristen-Programm durchlaufen (Putbus, mit dem "Rasenden Roland" - einer historischen Dampfeisenbahn - zu den Seebädern fahren, Kap Arkona, Hiddensee). Diesmal wollten wir uns einfach treiben lassen, machen, wonach uns der Sinn steht, ohne jeden Druck. Im Internet war ich auf eine wunderschöne Ferienwohnung gestoßen (ein restauriertes Gut) und sie war wirklich so schön, wie auf den Bildern.
Ich glaube, wir konnten ziemlich schnell auf Erholungsmodus umschalten. Auch, wenn ein Hexenschuss Thilo die ersten Tage leider etwas eingeschränkt hat.
Supermärkte haben wir größtenteils links liegen gelassen und die herrliche Vielfalt regionaler Lebensmittel in den umliegenden Hofläden entdeckt. An heißen Tagen waren wir am Strand und ansonsten auf einem Flohmarkt, beim Angeln (Abendessen fangen) und auf Pfaden der Erinnerung unterwegs (der alte Campingplatz von vor 21 Jahren). Und wir haben das erste Mal die Störtebeker-Festspiele auf der Naturbühne Ralswiek angesehen. Ein echter Urlaubstipp!
Vor unserer Wohnung hatten wir eine kleine Sitzecke. Dort ließ es sich herrlich bei einem Glas Wein bzw. einer Tasse Tee sitzen, journaln und quatschen. Wir begannen, zusammen Christina Schöfflers "Warum ich da noch hingehe" zu lesen. Dieses Buch war unsere gemeinsame Urlaubslektüre, über die wir auch immer wieder gut ins Gespräch gekommen sind. Mit dem Resultat, dass wir unserer Kirchengemeinde zu Hause wieder mehr Priorität geben wollen.
Zwischenbericht kreuzfahrt
Die kleinen WhatsApp-Lebenszeichen aus Norwegen beruhigten mein Mutterherz. Unsere Kinder genossen Kreuzfahrt und Landgänge in vollen Zügen. Theater, Basketballplatz und Fitnessstudio ließen keine Langeweile an Seetagen aufkommen und über das Wetter konnte sich auch niemand beklagen (18 Grad am Nordkap gibt einem ja schon zu Denken).
Nordsee
An der Nordsee hatten wir uns für eine Unterkunft außerhalb größerer Ortschaften entschieden. Wir wohnten in einer alten, restaurierten Warft, gleich hinter dem Deich. Trotz der freiwillig gewählen Einsamkeit (bzw. Zweisamkeit) zog es uns nach St. Peter Ording, wo gerade Meisterschaften im Kitesurfen stattfanden. Der ganze Himmel war bunt. Ein echtes Spektakel. Anfangs schien noch die Sonne, später zogen Wind und Wolken auf. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie die Unmengen an Kitesurfern es schafften, sich nicht gegenseitig in die Quere zu kommen.
Während es an der Ostsee etliche Hofläden gab, die mich begeisterten, waren es hier die Hofcafés. Herrlich, wenn unter alten Bäumen kreuz und quer verteilte, liebevoll gedeckte Tische stehen und man gar nicht weiß, welchen der leckeren Kuchen man zuerst probieren soll.
Wer so nah am Deich wohnt, muss natürlich auch mal drüber gucken. Bis zum Meer war es ziemlich weit, vor allem bei Ebbe. Jede Menge Schafe liefen uns über den Weg. Ab und an gab es konspirative Schaftreffen auf der Wiese. Was die da wohl zu besprechen hatten? ;-)
Besonders in Erinnerung bleiben wird mir ein Sonnentag, an dem wir bei Ebbe zu einer vorgelagerten Sandbank liefen. Plattes Land, so weit man blickte. Es hatte schon fast etwas von einer Mondlandschaft. Diese Weite. Und dann der feine, weiche Sand. Man legt sich rein, schließt die Augen, hört das Wellenrauschen. So muss es im Paradies sein.
Hamburg
Und irgendwann war es dann so weit. Es gab ein Wiedersehen mit der Familie in Kiel. Wir hatten unsere Kinder zurück. Fröhlich, schwatzend und mit ganz vielen tollen Erinnerungen im Gepäck. In Hamburg erlebten wir dann noch eine schöne gemeinsame Zeit. Mit nächtlicher Hafenrundfahrt, einer Speicherstadt- und Elbphilharmonie-Führung, Tapas Essen im Portugiesenviertel und dem obligatorischen Abstecher ins Hardrock-Café. Als vielleicht Zehnjährige war ich mit meinen Eltern in Hamburg gewesen. Ich erinnerte mich an eine Show mit bunt beleuchteten Wasserfontänen und Musik, sehr beeindruckend. Bei unserer Hafenrundfahrt erzählte der Kapitän von genau dieser Veranstaltung, die es heute immer noch gibt. Den ganzen Sommer über finden im Park Planten un Blomen Wasserlichtkonzerte statt. Das Ganze ist völlig kostenlos. Man sucht sich einfach einen Platz in der Wiese und genießt. Solltet ihr mal im Sommer im Hamburg sein, guckt euch das an. Unsere Kinder waren genauso begeistert wie ich damals, was mich riesig gefreut hat.
Nun sind wir schon wieder fast eine Woche zu Hause. Am Montag hat Sophia ihren Geburtstag gefeiert. Thilo muss wieder arbeiten und wir Frauen genießen noch die restlichen Schulferien. Momentan wohnt Balou bei uns, ein Labradoodle, unser "Leihhund". Seine Familie ist gerade - wie soll es anders sein - auf einer Kreuzfahrt. Und nächste Woche kommt noch ein "Leihkind" dazu, unser Patenkind, die Cousine der Mädels. Uns wird also nicht langweilig.
Seid ihr noch im Ferienmodus oder hat euch der Alltag schon wieder? So oder so, habt eine schöne Zeit!
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