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"Hinter verzauberten Fenstern ..."

... heißt eines meiner liebsten Weihnachtsbücher (von Cornelia Funke, unbezahlte Werbung). Der blöde Papieradventskalender ist ein großes Ärgernis für Julia, hätte sie doch viel lieber einen mit Schokolade bekommen, wie ihr Bruder. Doch das geheimnisvoll glitzernde Haus auf dem Kalender zieht Julia dann doch in seinen Bann. Sie öffnet das erste Fenster und bemerkt, dass das Haus bewohnt ist und sie die Menschen, die darin leben, besuchen kann. Eine magische Geschichte nimmt ihren Lauf, die mich bis zum Schluss gefesselt hat, obwohl ich sie eigentlich "nur" unseren Kindern vorlesen wollte.

 

 

Wenn es jetzt so früh dunkel wird und wir einen Abendspaziergang machen, werfe ich gerne Blicke in die Fenster, deren Lichter so heimelig nach draußen leuchten. Manchmal sieht man in Küchen, in denen jemand am Herd steht. Ein anderes Mal fällt der Blick auf den gedeckten Tisch, wo sich die Familie zum Essen versammelt hat. Oder ein Wohnzimmer wird durch den Fernseher in wechselnde Farben getaucht. Und bald gibt es wieder Christbäume zu sehen, geschmückt und prächtig.

Das erinnert mich an ein Weihnachten vor zwölf Jahren. Damals hatten wir gemeinsam gefeiert, uns beschenkt, gegessen und irgendwann die Kinder ins Bett gebracht, die Dreijährige und das Baby. Der Weihnachtsabend war gerade am langsamen Ausklingen, als die Kleine wieder aufwachte. Die Erlebnisse und Eindrücke des ersten Heiligen Abend hatten sie wohl bis in den Schlaf beschäftigt. Wir fanden das nicht schlimm, kuschelten und spielten ein bisschen, genossen unser Kind, bis wir sie dann kurz vor Mitternacht wieder ins Bett legen wollten. Lina hatte aber andere Pläne. Sie war nicht quengelig, nein, bestens gelaunt, dachte aber in keinster Weise daran, zu schlafen. Also packte ich sie in den Schaffellsack des Kinderwagens und wir drehten eine Runde durch unser Wohnviertel. Mein Mann blieb zu Hause, falls die Große aufwachte. Ich hatte ohnehin zu viel gegessen  und freute mich auf ein bisschen Bewegung. Dieser Spaziergang ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Nie zuvor hatte ich zu so später Stunde in aller Stille (der Plan war aufgegangen, das Kind schlummerte selig) unsere Nachbarschaft wahrgenommen. Viele Lichter brannten nicht mehr in den Häusern, aber das eine oder andere eben doch. "Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht ..." bekam eine ganz neue Bedeutung. Ich stapfte durch die kalte, dunkle Nacht und erhaschte Blicke auf geschmückte Christbäume, rauchtende Schornsteine, Weihnachtsidylle.

 Ich weiß, diese Weihnachtsidylle gibt es nicht überall. Damals, im Stall, als alles seinen Anfang nahm, war die Stimmung wohl auch nicht gerade idyllisch zu nennen. Und mir ist bewusst, dass nicht hinter jedem Fenster eine glückliche, gesunde Familie wohnt. Ich bin dankbar dafür, dass wir auch in diesem Jahr am Heiligen Abend mit unseren Kindern und beiden Großelternpaaren einen Gottesdienst besuchen, in dem der Pfarrer wirklich etwas zu sagen hat und die Botschaft von Weihnachten aus tiefster Überzeugung in die Welt hinaus predigt. Ich bin dankbar, dass wir als Familie einander haben, in unserem schönen Zuhause zusammen feiern und uns beschenken dürfen. Über alle gekauften Geschenke will ich dieses größte Geschenk der Gnade nicht vergessen.

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