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Raus aus der Komfortzone

Zu den schlechten Erinnerungen an meine Schulzeit gehört der Mathematik-Unterricht. Rechnen war noch nie meine Stärke, weshalb ich sämtliche mathematischen Probleme unserer Kinder sofort delegiere. Weiß die Kleine nicht weiter, wird die große Schwester befragt. Bei Letzterer müssen wir auf das abendliche Eintreffen von Papa warten. Vor ein paar Wochen kam Lina mit ihren Hausaufgaben nicht weiter und weder Sophia noch Thilo waren greifbar. Mit der festen Überzeugung, nicht weiterhelfen zu können, warf ich einen Blick in das Matheheft und stellte zu meinem großen Erstaunen fest: Das kann ich ja!

 

 

Zunächst war ich einfach nur erleichtert, meinem Kind weiterhelfen zu können. Die Sache war schnell erklärt und begriffen. In den nächsten Tagen arbeitete das Erlebte in mir nach. In welcher Komfortzone ruhe ich mich da eigentlich aus? Dieses "Das kann ich nicht."  ist so fest in mir verankert, dass ich nicht mal den Versuch unternehme. Aufsätze, Berichte, Vokabeln und Grammatik sind mein Gebiet. Alles Andere sehe ich mir in der Regel noch nicht mal an. Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass Mathe nie meine Stärke war und auch nie sein wird. Aber, dass ich mich so unreflektiert darauf ausruhe, schockierte mich dann doch etwas. Zwei Erkenntnisse habe ich aus diesem Alltagserlebnis für mich mitgenommen:

 

1. Glaubenssätze aus unserer Kindheit haben Einfluss auf das gesamte Leben. "Ich kann kein Mathe.", "Ich bin künstlerisch unbegabt.", "Sport liegt mir nicht." ... Ich glaube, jeder kennt solche Sätze, die tief in uns eingegraben sind. Sie sperren uns in einen Käfig und verhindern jedes Wachstumspotential. Ich will mir meine eigenen Glaubenssätze bewusst machen und mich trauen, auch mal auszubrechen. Ich will mich aber auch dafür sensibilisieren, welche Glaubenssätze ich meinen Kindern mit auf ihren Weg gebe. Umgekehrt funktioniert es übrigens genauso. Und es macht richtig Freude, den beiden immer mal wieder zu sagen, was sie können und welche Stärken sie haben.

 

2. Ich entscheide selbst, ob ich meine Komfortzone verlasse oder nicht. Negative Glaubenssätze engen ein. Das ist manchmal aber auch ganz schön bequem. Schließlich muss ich mich für nichts verantwortlich fühlen, was ich nun mal leider nicht kann. Die Opferrolle ermöglicht mir das Abschieben von Verantwortung. Außerdem laufe ich nicht Gefahr, mich zu blamieren. Ganz schön gemütlich, so eine Komfortzone. Aber auf die Dauer eben auch langweilig. Ich muss gestehen, dass ich (so kindisch das sein mag) ein bisschen stolz war, Lina Mathe erklären zu können. Das war ein richtiger Lichtblick.

 

Welche Glaubenssätze gibt es in deinem Leben? Machst du es dir gerne in deiner Komfortzone bequem oder sprengst du lieber Grenzen?

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Kommentare: 3
  • #1

    Moni Haußer (Montag, 04 Februar 2019 12:26)

    Also... Wenn ich das so lese, muss ich grinsen, da ich mich doch sehr ertappt fühle. Mir scheint, ich mag meine Komfortzonen, sind sie doch so schön bequem. Mein Wort des Jahres ist Grenzen/Begrenzungen. Und wie mir scheint, ist Gott gerade daran gelegen, dass ich meine Zelte ausdehne und meine Seile spanne. Ein Satz begleitet mich besonders zur Zeit: "Ich weiß nicht, ob ich etwas kann, bis ich es probiert habe." Manches auch mehrmals. Und ich stelle fest, ich kann bei weitem mehr, als ich dachte.

  • #2

    Nici (Montag, 04 Februar 2019 18:36)

    Liebe Moni,
    dein Satz hat es wirklich in sich. Ist es nicht immer wieder schön, zu entdecken, dass wir mehr können als wir dachten? Ich wünsche dir noch ganz viele grenzenerweiternde, gute Erfahrungen mit deinem Jahreswort.
    Liebe Grüße,
    Nici

  • #3

    Thilo (Dienstag, 05 Februar 2019 20:25)

    Heißt das, es wird doch noch was mit unserer Wanderung im Stubaital zur Bsuchalm.
    Komfortzone verlassen - wortwörtlich???