Vor vierzehn Jahren waren wir auf der verzweifelten Suche nach einem Haus. Wunschkind 2 hatte sich angekündigt und unsere Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung platzte aus allen Nähten. Wir inserierten also unsere Wohnung und machten uns auf die Suche nach Bauplatz oder Haus. Es war ja noch Zeit ...
Für die Wohnung waren schnell mehrere Kaufinteressenten gefunden, aber die Sache mit dem Haus erwies sich als kompliziert. Zunächst hatten wir mehrere Bauplätze in Aussicht. Der Bauingenieur-Mann und ich machten uns ans Planen und hatten alles bereits fix und fertig im PC. Einmal gab es sogar schon eine Baugenehmigung. Doch aus den abstrusesten Gründen zerschlug sich alles immer wieder. Wir wollten nicht aus unserer Kleinstadt wegziehen, in der wir uns so heimisch fühlen, also suchten wir nach einer Gebrauchtimmobilie. Aber alles, was sich fand, war entweder unbezahlbar oder unbewohnbar.
Eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin von Lina hatten wir nach viel Hoffen, Bangen und Nervenkitzel unser künftiges Zuhause gefunden. Geräumig, kleiner Garten, am Stadtrand, Wald und Spielplatz um die Ecke, Kindergarten und Grundschule fußläufig erreichbar. Na gut, es hatte dunkle Sprossenfenster und eine Tür im Landhausstil der Art, die uns nicht gerade gefällt. Unsere Pläne für einen Neubau sahen ziemlich anders aus, aber man wird bescheiden und ansonsten passte auch wirklich alles.
Irgendwann, wenn wir wieder etwas Geld zur Verfügung hätten, würden wir ändern, was uns nicht gefiel. Die Tür wollten wir zuerst austauschen. Ein Glas war gesprungen (was durch die Doppelverglasung aber kein dringendes Problem darstellte) und überhaupt … . Eine Tür ist ja so etwas wie eine Begrüßung. Man geht täglich durch sie ein und aus. Jeder, der kommt, sieht zuerst die Eingangstür. Ja, die Tür sollte zuerst erneuert werden. Im Frühjahr schleiften wir alle Holzfenster ab und ließen sie neu ein. Die Tür blieb, wie sie war, sie sollte ja ohnehin bald raus.
Die Jahre gingen ins Land. Unsere Tür blieb. Das erste Hausprojekt war der Einbau einer Treppe ins Dachgeschoss, dessen Ausbau (Zimmer für Sophia) als nächstes folgte. Bei unserem Einzug stand tatsächlich eine ganz normale Aluleiter zwischen Ober- und Dachgeschoss.
Kurz danach entdeckten wir außerdem, dass wir einen Mitbewohner hatten. Ein Marder drehte jede Nacht in der Decke zwischen Schlafzimmer und Dachboden seine Runden und brachte uns um den Schlaf. Er hatte es sich gemütlich eingerichtet und dabei die Dachisolierung gefuttert. Im Herbst entdeckten wir Nässeflecken an den Schrägen und mussten handeln. Boden öffnen, betonieren, Dachisolierung von innen (Eigenarbeit) und außen (Dachdeckerfirma). Das Ganze kostete uns einen weiteren Kredit und viele Nerven. Übriges Geld für eine neue Haustür war erstmal nicht in Sicht.
Die finanzielle Lage entspannte sich, als ich wieder begann zu arbeiten. Irgendwie fanden wir jede Menge andere Möglichkeiten, unser Geld auszugeben, als eine neue Haustür. Ich brauchte ein Auto. Das Gebrauchte erwies sich als Fehlkauf und verschlang mehr Geld für Reparaturen als für Versicherungen und Sprit. Irgendwann entschieden wir uns für Verkauf und Neukauf. Unsere Küche fiel nach drei Umzügen langsam, aber sicher auseinander. Lina brauchte als angehender Teenager endlich ein neues Zimmer und auch das von Sophia war zuletzt in ihrer Grundschulzeit eingerichtet worden. Außerdem gönnten wir uns ein neues, großes Familiensofa, Urlaube ...
Wenn die Sprache auf die Haustür kam, schmunzelten wir nur. Irgendwann ...
Ich begann, mich mit dem Stil unseres Hauses zu arrangieren. Es ist eben kein schicker Neubau, sondern ein charmantes "Landhaus". Und es ist unser Zuhause, in dem wir uns wohl fühlen. Als ich mich dank Bible Art Journaling mit Handlettering befasste, schrieb ich unseren Namen mit Kreide an die Tür und mir gefiel, was ich sah.
Im Laufe der Jahre hat viel (Familien-)Leben rund um unser Haus stattgefunden:
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Wir haben Lina nach ihrer Geburt durch diese Tür nach Hause gebracht.
- Als die Kinder klein waren, saß ich oft auf den Stufen vor der Tür in der Sonne, las oder bastelte Kastanienketten, während die beiden die Straße mit Kreide bemalten oder die ersten Versuche auf Inlinern unternahmen.
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Beide Kinder gingen durch diese Tür, um das erste Mal in Richtung Kindergarten und später Schule aufzubrechen.
- Sophia hat als Sternsingerin den Segen auf das Türholz geschrieben und später Noah, Thilos Patenkind.
- Viele Gäste, Familie, Freunde und Freunde unserer Kinder sind hier ein- und ausgegangen.
- An Sophias Konfirmation wurde die Tür mit einem festlichen Kranz geschmückt.
Ich kann nicht sagen, dass sie mir je gefallen hätte, aber diese Haustür, die eigentlich schon nach kurzer Zeit ausgetauscht werden sollte, gehörte viele schöne Jahren lang zu unserem Zuhause und hat ihren Herzensplatz in meiner Erinnerung gefunden.
Völlig ungeplant und unerwartet sind wir in diesem Jahr zu einem kleinen Geldsegen gekommen. So klein ist er gar nicht. In meinem Kopf spukte schon wieder die fällige Badsanierung herum. Obwohl ich es immer war, die auf dem Thema "neue Tür" herumgeritten ist, war es Thilo, der meinte: Jetzt gehen wir die Sache mit der Haustür an.
In der Theorie hatten wir uns ja schon ziemlich ausgiebig damit befasst und wussten, was wir wollten. Eine Tür, die den Spagat schafft, behaglich, aber modern zu wirken, zu den Sprossenfenstern zu passen, aber auch nach deren Austausch (irgendwann … 😉) nicht deplatziert zu sein. Unsere wunderschöne neue Haustür, in die wir alle ganz verliebt sind, wurde in einem regionalen Familienbetrieb gefertigt. Wir konnten vorab das Werk besichtigen und uns später die Maserung des Eichenholzes aussuchen. Im Inneren des Hauses haben wir uns für helleres Holz entschieden und seitdem ist es Licht geworden in unserem kleinen Windfang.
Was wird diese Tür wohl alles sehen? Auf jeden Fall Familie, Freunde, Gäste. Nächstes Jahr im April wird sie für Linas Konfirmation geschmückt. Vielleicht verlassen unsere Töchter ihr Zuhause eines Tages als Braut durch diese Tür? Vielleicht schreiben unsere Enkel als Sternsinger den Segen darauf? Auf jeden Fall wird diese Tür bleiben. ❤
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Anne (Mittwoch, 11 September 2019 20:56)
Tolle Haustür !!!
So eine schöne Geschichte , konnte mich so wiederfinden!
Unsere Haustüre ist auch alt , passt aber zum alten Bauernhaus und so lange schon hätte ich gerne eine passende , auch auch moderne Tür , die vor allem im Winter dicht schließt
Danke für dein teilhaben lassen
Grüssle Anne