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I know the author

Rund um den Jahreswechsel sind mir immer wieder geschriebene Zeilen über den Weg gelaufen, die irgendwie zusammenzugehören schienen. Am 31.12. war es ein typischer Neujahresspruch:

"Morgen beginnt die erste leere Seite eines 365 Seiten langen Buches. Schreibe ein Gutes!" (Brad Paisley)

 

Dann folgte: "I trust the next chapter, because I know the author." (Ich vertraue dem nächsten Kapitel, weil ich den Autor kenne). 

 

Auf einer gejournalten Bibelseite entdeckte ich: "Is there room in your heart for God to write his story?" (Gibt es in deinem Herzen Platz für Gott, um seine Geschichte zu schreiben?")

 

Und schließlich die Jahreslosung: "Ich glaube, hilf meinem Unglauben." oder in einer anderen, vielleicht verständlicheren Übersetzung: "Ich glaube, hilf mir, dass ich nicht zweifle."

 

 

Heute habe ich mich seit langer Zeit mal wieder ans Bible Art Journaling gemacht, um die Jahreslosung von 2020 zu gestalten. Als ich das erste Mal las, dass die Wahl auf diese Worte gefallen war, habe ich mich persönlich angesprochen gefühlt. Sind das doch meine Worte, meine Gedanken, meine Zweifel, die mich immer wieder im Glauben begleiten. Sie begleiten mich und sie scheinen ihren berechtigten Platz zu haben. Wie Licht und Schatten, Tag und Nacht, Glauben und Zweifel. Sie gehören wohl zusammen und sind nur im Doppelpack zu haben. 

 

Ja, ich vertraue dem nächsten Kapitel, weil ich den Autor kenne und schon viel mit ihm erlebt habe. Und gleichzeitig misstraue ich ihm. Fürchte Krankheiten und Schicksalsschläge, will mich nicht festlegen, überlege, ob dieses Ding mit dem Glauben nicht alles nur eine ganz große Illusion ist, an der ich wider aller Vernunft festhalte. 

 

Die biblische Geschichte, die der Jahreslosung zu Grunde liegt handelt von einem verzweifelten Vater, der seinen kranken Sohn mit der Hoffnung auf Heilung zu Jesu´ Jüngern bringt, die jedoch scheitern. Jesus selbst kommt dazu. "Wenn du es kannst, dann hab Erbarmen mit uns und hilf uns!", fleht der Vater ihn an, woraufhin Jesus erwidert: "Wenn du es kannst? Was soll das heißen? Für den, der Gott vertraut, ist alles möglich!" Da schreit der Vater des Jungen: "Ich glaube ja! Hilf mir bitte aus dem Unglauben!"

 

Ein Widerspruch? Ich denke, hier ringen verzweifelte Hoffnung und die Stimme der Vernunft miteinander. Eigentlich kann er es sich ja nicht so richtig vorstellen, aber nachdem alle anderen Mittel ausgeschöpft sind … Wer weiß? Es schadet ja nichts. Jesus ist die letzte Hoffnung. Den festen Glauben, das unerschütterliche Vertrauen bringt der Vater des Jungen trotz allen guten Willens nicht auf. Also bittet er um Hilfe. Und das Wunder geschieht. 

 

 

2020 … Ein neues aufgeschlagenes Buch. Inzwischen sind die ersten Wochen vergangen, die ersten Zeilen beschrieben. Wie ich bereits hier erzählt habe, steht 2020 für mich unter dem Motto "reifen". Ein großes Wort und ich bin immer noch gespannt, was es am Ende des Jahres mit mir gemacht haben wird. Ich habe ein gutes Buch dazu gefunden: "Die Kunst des reifen Handelns" von Thomas Härry (unbeauftragte Werbung). Ich möchte euch ein paar Zeilen daraus mit auf den Weg geben. Es geht um die Reife,"angesichts mancher Herausforderungen, Schwierigkeiten und Konflikten nicht in vereinfachende Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen, sondern die Dinge differenzierter zu betrachten. Anzuerkennen, dass wir uns im Leben oft zwischen zwei Polen bewegen, die sich auf den ersten Blick widersprechen ... Reif handeln heißt, weise zwischen Polaritäten zu navigieren ... Reifes Handeln ist dynamisch und flexibel. Es erfordert Beweglichkeit. Gründliches Nachdenken. Weisheit, Sorgfalt ... Noch wichtiger aber als äußere Ruhe ist die innere Gelassenheit einer Persönlichkeit. Die Fähigkeit, ein gesundes Maß an mentalem Abstand zur aktuellen Krise, zum Konflikt zu finden. Auch darin zeigt sich eine Polarität, ein Paradox: Wie finden wir einen Mittelweg zwischen der Verantwortung, ein akutes Problem ernst zu nehmen, und der Notwendigkeit, einen angemessenen inneren Abstand dazu zu gewinnen, um nicht davon überwältigt zu werden? Oft brauchen wir beides: einen Moment äußerer Ruhe, um auch innerlich abzukühlen und besonnen reagieren zu können. Auch darin erweist sich der christliche Glaube als wertvolle Ressource. Einen Moment lang alleine sein, still werden, den Blick auf Gott richten ..."

 

Erst gestern habe ich das in der Schule gehört. Eine Kollegin kam aus einer anstrengenden Besprechung, einen schier unbezwingbar erscheinenden Berg Arbeit vor den inneren Augen, und sagte: "Jetzt muss ich erst einmal spazieren gehen." Tief durchatmen. Abstand gewinnen. Und vielleicht dann Lösungen erkennen. Oder Prioritäten. 

 

 

Und im Moment ist raus in die Natur gehen auch ein besonderer Genuss. Ich warte zwar noch immer auf den Schnee, aber die glitzernde Eiszeit hat auch einen ganz besonderen Zauber. Ich glaube so gut und voller Kraft wie beim Spazierengehen heute habe ich mich zuletzt auf Norderney am Strand gefühlt. Was dort das Meer, ist hier der Wald. An Gärten vorbei, über das Feld in den Wald laufen. Am Wegesrand lauter kleine Wunder entdecken, vereist, funkelnd im Sonnenlicht. Dreifarbige Blätter, Hagebutten, Beeren. Das Licht der Sonne und die Kälte des Winters auf der Haut spüren. Zusehen, wie der Atem Wölkchen bildet und langsam davonzieht. Vögel zwitschern hören, irgendwo klopft ein Specht. Tief durchatmen und die Kraft des Lebens in sich spüren. Gesegnet sein. 

 

zurück zur jahreslosung

Die schwarze Feder im Bild soll übrigens meine Zweifel symbolisieren, während die weiße für den Glauben steht. Vielleicht erkennt ihr, dass die weiße Feder über der schwarzen schwebt und Leichtigkeit und Gelassenheit ausstrahlt. Andererseits gehören beide auch untrennbar zueinander. Sie ergänzen und sie halten sich. Sie gewinnen durch ihren Kontrast. Irgendwie sind sie wohl ein Team. Und gar kein schlechtes.

 

Ich habe mir vorgenommen, den Zweifeln Raum zu geben. So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Sie auszuhalten. Vielleicht sogar an ihnen zu reifen.

Und dennoch: dem Autor zu vertrauen. Ihm Platz zu geben, seine Geschichte in mein Herz zu schreiben.  Vielleicht schreibe ich ja auch selbst ein bisschen mit und er übernimmt das Lektorat. Mal sehen ...

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Kommentare: 1
  • #1

    Debbie (Samstag, 25 Januar 2020 20:16)

    Danke Nici für das Teilen von Worten, Gedanken und deinem Bible Art Journaling!