Jedes Jahr im Herbst werde ich von einem seltsamen Virus befallen. Nein, nicht Corona. Ich meine den Drang, mich kreativ zu betätigen. Wenn es draußen kälter, nebeliger und dunkler wird, durchstöbere ich Pinterest & Co und meine Screenshots nach Projektideen und den Wald nach Naturmaterial. Je stressiger es im Job wird, desto wichtiger ist dieser kreative Ausgleich für mich. Beim letzten Blogpost habe ich versprochen, euch einige meiner Projekte vorzustellen. Vielleicht gibt es ja Seelenverwandte da draußen, die noch auf der Suche nach Ideen sind. E voila! Hier kommen meine Herbst-DIYs 2020.
Kerzen färben
Diese schöne Idee habe ich schon letztes Jahr bei Elfenkindberlin gefunden und jetzt endlich umgesetzt. Mit wenigen Zutaten lassen sich einfache weiße Kerzen in wunderschönen Farbverläufen färben. Ein Geschenk, über das sich jeder freut. Aber die Trennung fällt schwer. Also besser ein paar mehr Kerzen tauchen. Das lässt sich übrigens auch ganz einfach mit Kindern machen. Hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Du brauchst
- Wachspastillen oder alte Kerzenreste zum Einschmelzen
- verschließbare Gläser (Ich habe Mar-meladengläser verwendet, würde in-zwischen aber hohe, schmale Gläser nehmen, z.B. von Wienerle, da sich längere Kerzen so besser tauchen lassen)
- weiße Kerzen in der gewünschten Form und Größe (es gehen auch dicke Stum-penkerzen, das will ich unbedingt noch machen, z.B. für den Adventskranz)
- Wachsmalstifte auf Bienenwachsbasis, z.B. die von Stockmar (unbezahlte Wer-bung), die wir noch aus der Grund-schulzeit der Mädchen zu Hause hatten)
- Brett, Messer und etwas zum Umrühren für jede Farbe
Jetzt schneidest du etwas von den Wachsmalstiften oder -blöcken ab.
In der Zwischenzeit füllst du die (Marme-laden-)Gläser mit den Wachspastillen und lässt diese im Ofen schmelzen. Ich habe den Ofen auf 120 Grad gestellt. Abhängig von der Wachsmenge dauert das Schmelzen relativ lange. Dafür musst du nicht umständlich alles einzeln im Wasserbad schmelzen.
Jetzt gibst du etwas von der abgeschnittenen Wachsmalfarbe in das geschmolzene Wachs und verrührst das Ganze. Es löst sich inner-halb kürzester Zeit auf.
Gib anfangs besser weniger Farbe hinein und probiere aus, wie kräftig du die Farbe haben möchtest. Für zarte Farben braucht es nicht viel Wachsmalkreide.
Du kannst mehrere Farben parallel herstellen. Allerdings musst du darauf achten, dass das Wachs nach einiger Zeit zu erkalten beginnt.
Jetzt tauchst die Kerze in das flüssige, gefärbte Wachs. Drehe sie dann ein wenig, um das überschüssige Wachs abtropfen zu lassen.
Nach kurzer Zeit ist der farbige Wachs angetrocknet und du kannst die Kerze ein zweites, drittes ... Mal tauchen. Immer ein kleines Stück unterhalb der vorherigen Farbschicht. So entstehen wunderschöne Farbverläufe. Du kannst sie parallel oder versetzt machen.
Ganz nach deinem Geschmack färbst du das untere oder das obere Drittel der Kerze oder beides. Im selben Farbton oder in verschiedenen. Deiner Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Probier einfach aus. Es macht solchen Spaß und geht wirklich ganz einfach.
Am besten legst du die fertigen Kerzen zum Trocknen auf eine Lage Küchenkrepp.
Nachdem der Wachs sehr schnell trocknet, passiert der Farbschicht dabei nicht.
Sind die Kerzen nicht wunderschön?
Ich habe wirklich viele Kerzen getaucht und hatte noch ganz viel Wachs übrig.
Das praktische an den verschließbaren Gläsern ist, dass man sie nach dem Abkühlen einfach zuschrauben und fürs nächste Mal aufheben kann.
Ich würde - wie gesagt - nur zu höheren, schmalen Gläsern raten.
Herbstmobile
Bleiben wir beim Wachs. Wenn du noch ein paar Bienenwachsreste übrig hast, kannst du die wunderschönen bunten Herbstblätter, die derzeit überall auf dem Boden liegen, konservieren und ihre Farbpracht erhalten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
- Du erwärmst das Bienenwachs im Wasserbad, ziehst die Blätter einmal durch den Wachs und lässt sie anschließend auf Backpapier oder Ähnlichem erkalten
- Du legst die Blätter auf Backpapier, gibst das Bienenwachs zerkrümelt unter und über die Blätter. Dann deckst du alles mit einem zweiten Backpapier ab und bügelst einmal darüber, bis sich das Wachs aufgelöst hat. Anschließend ziehst du die Blätter vorsichtig vom Backpapier ab. Am besten geht das nach dem vollständigen Erkalten. Sollten dennoch Wachsreste an den Rändern bleiben, kannst du sie abzupfen.
Ich habe die konservierten Blätter gemeinsam mit Kastanien, Bucheckern, Kastanienhüllen und Eicheln auf Paketschnur gefädelt (je einen Knoten dazwischen, damit nichts verrutscht) und das Ganze an einem Stock aus dem Wald gebunden. Jetzt hängt ein wunderschönes Herbstmobile über unserem Klavier. Sehr hübsch sieht es auch vor dem Fenster aus, denn dann leuchten die Blätter, wenn die Sonne scheint. Sollte vom Naturmaterial noch etwas übrig sein, kann man einzelne Schnüre binden und aufhängen.
Herbstbilder weben
Wenn du dich im Wald nicht zwischen all den schönen Stöcken und Blättern entscheiden konntest, habe ich einen Vorschlag: Wie wäre es mit einem gewebten Herbstbild? Ich habe das kürzlich mit meinen Schüler/innen gemacht und bin immer noch begeistert von den Ergebnissen.
Du benötigst
- vier etwa gleich lange Stöcke oder du zerbrichst ein, zwei größere
- Paketschnur oder Wolle (sie sollte nicht so leicht reißen)
- Naturmaterial deiner Wahl, z.B. bunte Blätter, kleine Äste ( vielleicht mit ein paar Beeren dran)
Und dann kann es auch schon los gehen.
Zuerst werden die Stöcke/Äste als Rahmen gelegt und mit Hilfe der Paketschnur an den Ecken zusammengebunden. Für bessere Stabilität sollte die Schnur im Kreuz über die Stockenden gebunden werden. Dieser Arbeitsschritt erfordert ein bisschen Geduld und Geschick. Kinder brauchen dabei eventuell etwas Hilfestellung. Danach wird mit Paketschnur oder reißfester Wolle der eigentliche Webrahmen gewickelt. Dazu kann jeder Faden einzeln gebunden werden oder man wickelt die komplette Schnur im Ganzen. Eine meiner Schülerinnen hat zusätzlich von der anderen Seite gewickelt (siehe Bild unten links) und so eine Art Raster (ähnlich wie kariertes Papier statt liniertem) erhalten. Der Faden muss eine gewisse Grundspannung haben, damit das Naturmaterial später nicht so leicht wieder herausfällt.
Dann beginnt der schönste Teil: das Gestalten des Herbstbildes. Einige meiner Schüler waren verunsichert, ob das denn schön wird, weil die Äste ja nicht gerade gewachsen sind und das mit der Symmetrie nicht so klappt. Daraus ergaben sich kleine, wertvolle Gespräche über die Individualität der Natur, in der so manches nicht perfekt und dennoch - oder gerade deswegen - einzigartig ist. Wie bei uns Menschen.
Ich bin immer noch fasziniert, auf welch unterschiedliche Weise meine Schüler/innen ans Werk gingen: Der Eine planvoll, die Andere intuitiv. Die Eine legte selbstsicher los, die Andere sah sich erst einmal um. Manche gestalteten plaudernd in Gruppen, andere eher in sich versunken und konzentriert. Alle so individuell wie ihre Werke, die jetzt dem langen weißen Schulflur ein wenig Herbstzauber einhauchen.
ein herbstliches strickprojekt für anfänger
Irgendwann habe ich mal Stricken in der Schule gelernt. Über rechte und linke Maschen bin ich aber nie hinaus gekommen. Auf diese Weise saß ich zu Studienzeiten strickend im Hörsaal und fertigte einen langen Schal für meinen Freund (den mein inzwischen Mann immer noch hat). Jahre später gab es eine große Kuscheldecke für unser Sofa, an deren Entstehung ich schmerzhafte Erinnerungen habe, weil mein Weisheitszahn entzündet war und ich viele Tränen in die Decke strickte, ehe ich mich entschloss, dem Elend ein Ende zu bereiten und den Zahn herausoperieren zu lassen. In diesem Sommer habe ich bei Naturkinder eine simple Anleitung für ein kuscheliges Dreieckstuch gefunden und gleich einen Screenshot gemacht, denn ich wusste ja: Der Herbst kommt und dann ... du weißt schon.
Nachdem ich bei youtube rausgefunden hatte, wie man Maschen zunimmt (jaja, ich bin wirklich nie über den Anfängerstatus hinausgekommen) und die ersten Reihen geschafft waren, ging es wirklich einfach von der Hand und ich liebe mein kuscheliges Herbsttuch für die Tage, an denen der Pulli zu wenig und die Jacke zu viel ist. Solltest du dich in der Beschreibung meiner Strickkünste wiedererkennen und trotzdem Lust auf ein Handarbeitsprojekt bekommen (wegen Herbst und Kerzen-Tee-Stimmung, Sofa, kuschelig und so ...), das hier lässt sich wirklich hinbekommen:
Dreieckstuch (garantiert anfängertauglich)
Du brauchst etwa 8 Knäuel Wolle á 50 g (ich bin 1.82 m groß und mein Dreieckstuch ist wirklich lang geworden) und eine Rundstrick-nadel (ich hatte eine mit 80 cm und 4 mm Stärke)
Zuerst werden drei Maschen angeschlagen. Dann nimmst du in jeder Hinreihe am Anfang und am Ende jeweils eine Masche zu (zwischen der ersten und der zweiten sowie zwischen der vorletzten und der letzten Ma-sche). Wie man Maschen zunimmt, kann man googeln und findet wirklich gute Tutorials.
Und dann wird gestrickt und gestrickt und gestrickt. Am Schluss noch die Fäden vernähen (auch dafür gibt´ s Videos) und fertig. Reinkuscheln und genießen!
Lieblings-Apple-Crumble
Und wenn dir das immer noch nicht reicht, wie wär ´s mit Backen?
Hier ist das super-easy-Rezept für meinen liebsten Apple-Crumble (wahlweise auch mit Birnen oder anderen Herbstfrüchten zuzubereiten):
- Du schälst etwa ein Kilogramm Äpfel und schnippelst sie klein (das ist auch schon das Langwierigste an diesem Rezept). Gib sie dann in eine gefettete Auflaufform und heize den Ofen auf 180 Grad vor.
- Dann vermengst du 100 g Butter, 200 g Mehl, 100 g Zucker (ich verwende Xucker) und eine Prise Salz und knetest alles mit der Hand zu Steuseln.
- Streusel über die Äpfel geben und für etwa 30 Minuten ab in den Ofen damit
Ein Foto habe ich leider nicht, aber das Beste (neben dem Geschmack natürlich) ist sowieso der himmlisch-leckere Duft. Also lass die Küchentür offen!
Das Apple-Crumble schmeckt am besten warm mit einer Kugel Vanilleeis oder Vanillesauce.
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Annette (Freitag, 16 Oktober 2020 16:38)
.....wie schön, so vielfältige ideen....einiges habe ich davon auch schon gemacht....stricken geht bei mir immer.....crumble hatten wir letzte woche.....passt so fein zum herbst....
danke fürs teilen deiner ideen....
herzlichst
annette