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Friedenszeichen

 

Wir leben in einer unruhigen Zeit. Seit Jahren das Corona-Auf-und-Ab und jetzt ein grausamer Krieg in Europa. Auch wenn ich diese Zeilen an einem Tag schreibe, der kaum schöner aussehen könnte - draußen strahlt die Sonne von einem sattblauen Himmel, das Vögelzwitschern dringt durch die geöffnete Terrassentür bis zu mir an den PC, der Frühling ist da! Und dennoch: Es zermürbt mich. Ich sorge mich um unser aller Sicherheit, um den Frieden, um die Gesundheit. Gestern Abend kam ein Anruf der Schule, dass der positive Pooltest von unserem Kind war. Sie ist bis auf etwas Halskratzen wohlauf und genießt gerade die Sonne im Garten. Wie schön, dass wir einen haben. Das andere Kind hat halb Sorge, halb hofft sie, sich angesteckt zu haben, damit es sie nicht in zwei Monaten während der Abiturprüfungen trifft. Mein Mann tritt nächste Woche seine neue Arbeitssstelle an. Was, wenn es ihn erwischt hat? Und was, wenn dieses blöde Virus doch Spätfolgen mit sich bringt? Ganz nebenbei schlage ich mich immer noch mit einem völlig anderen Thema herum. Aber dazu irgendwann mehr. 

Ach Mensch, ich wollte doch - gerade in dieser Zeit - eigentlich einen positiven, Mut machenden Blogartikel in die Welt schicken ...

 

Wie dem auch sei. Ich weiß, dass sowohl Eltern als auch Pädagogen unter meinen Leser*innen sind. Und da wir alle die Sorgen und Fragen unserer Kinder und Schüler*innen spüren, möchte ich dich heute in das kleine Friedensprojekt mitnehmen, das ich gerade in meinem Unterricht gestalte. Vielleicht sind ein paar Anregungen für dich dabei. 

 

Ein Friedensprojekt

An unserer Schule werden zukünftige Elementarpädag*innen ausgebildet, die später in Krippe, Kita und Hort arbeiten. Wir hatten uns gerade mit "Projektarbeit in der Kindertagesstätte" beschäftigt, als der Krieg in der Ukraine Thema wurde. Vermutlich werden in der nächsten Zeit zunehmend Flüchtlingskinder in den Kitas aufgenommen und auch abgesehen davon bemerken schon die Kleinsten Sorgen bei ihren Eltern und stellen ihre Fragen. Es lag also nahe, ein Projekt zum Thema "Frieden" auf die Beine zu stellen. Am Anfang jedes Projekts steht die Ideensammlung und so brainstormten meine Schüler*innen, bis jede Kleingruppe eine Mindmap auf dem PC hatte. Von Friedenstänzen und -gebeten, Sammelaktionen, künstlerisch-kreativer Umsetzung bis hin zur gebackenen Friedenstaube (ein Kuchen, kein Tier😉) gingen die Einfälle. Jetzt sind wir dabei, sie in die Praxis umzusetzen. Drei Inhalte möchte ich dir konkret vorstellen.

 

1. Friedenstauben fürs Kita-/Klassenzimmer-/Kinderzimmerfenster

Bei Franziska, einer Waldorflehrerin, die auf ihrem Blog, Pinterest und Instagram-Account "Nestgezwitscher" kreative Unterrichtsideen teilt, habe ich die Vorlage für wunderschöne Friedenstauben-Fensterbilder entdeckt. Du findest sie hier. Alles, was du dafür brauchst, sind weißes Papier, Schere und Klebestift. Ich mag solche Bastelideen sehr, die sich ohne größere Einkäufe sofort und ganz unkompliziert umsetzen lassen. Der 3D-Effekt wird aber schöner, wenn du Transparentpapier verwendest. Hatte ich nicht zu Hause, aber Butterbrotpapiertüten.  Und damit geht es ganz genauso. Die Vorlage eignet sich gut für Grundschüler*innen. Für den Einsatz im Kindergarten würde ich sie etwas größer kopieren. 

 

2. "Die Kinderbrücke" gestaltet mit der Kett-methode

Immer, wenn ich hier unter der Rubrik "Pädagogenleben" die Gestaltung eines Bodenbildes nach Franz Kett veröffentliche, bekomme ich besonders viele Rückmeldungen aus aller Welt. Das letzte Mal ist schon eine ganze Weile her. Hier kommt also endlich Nachschub. 

 

Zum Thema Frieden ist mir gleich der Kinderbuchklassiker "Die Kinderbrücke" von Max Bolliger eingefallen. Hier kannst du dir die Geschichte vorlesen lassen. Der Text ist auch im Internet zu finden.

 

Zur Umsetzung als Bodenbild benötigst du:

  • die Geschichte
  • ein paar Steine
  • bunte Tücher
  • Figuren (zwei weibliche, zwei männliche, zwei Kinder, eine Ente und einen Schwan)

Das Bodenbild entsteht nacheinander während der Erzählung. Dabei kann man zusehende Kinder einbeziehen (Sie "werfen" die Steine in den Fluss, bewegen die Figuren usw.). Für den Fluss macht es Sinn, das blaue Tuch so zu falten, dass es sich zum einen unter den Steinen befindet, sich aber zum Abdecken der Steine auch umklappen lässt (als das Wasser in der Geschichte nach einem ergiebigen Regenschauer steigt, verschwinden die Steine, über die die Kinder im Fluss zueinander gelaufen sind). 

 

Meine Schüler*innen haben die Aufgabe bekommen, die Geschichte eigenständig umzusetzen. Hier ein paar Eindrücke zur Inspiration (Ich glaube, der Fluss müsste mal renaturiert werden 😉):

 

 

Nach Erzählung der Geschichte bietet sich ein Gespräch über Ursachen und Entstehung von Konflikten sowie Möglichkeiten des Aufeinanderzugehens an. 

 

3. Das wende-Bilderbuch

Ein - meiner Meinung nach - ganz tolles Bilderbuch, das sich mit der deutsch-deutschen Geschichte befasst, möchte ich dir auch nicht vorenthalten: Lars Baus, Harriet Grundmann, Susanne Vogt: "Das Wende-Bilderbuch", erschienen bei Coppenrath (unbeauftragte Werbung).

Erzählt wird die Geschichte der Freunde Anni und Janosch, die nach Ende des zweiten Weltkriegs in Ostberlin aufwachsen. Während Janosch kurz vor dem Mauerbau mit seiner Familie in den Westteil der Stadt flieht, bleibt Anni im Osten. Die Kinder haben keine Gelegenheit, sich voneinander zu verabschieden. Im Folgenden werden die Geschichten der beiden weitererzählt. Sie wachsen in politisch völlig unterschiedlichen Systemen auf, erleben eine andere Kindheit und Jugend mit allen Vor- und Nachteilen. Der Clou am Wende-Bilderbuch: Man schlägt das Buch von einer Seite auf und liest bis zur Mitte die Geschichte des einen Kindes. Von der anderen Seite aufgeschlagen geht es um das andere Kind. In der Mitte des Buches treffen die Lebensgeschichten der beiden - inzwischen Erwachsenen - wieder aufeinander. Es ist der Tag des Mauerfalls. 

 

Unsere Kinder haben das Wende-Bilderbuch von einer guten Freundin geschenkt bekommen, als der Coppenrath-Verlag es anlässlich des 20. Jahrestags des Mauerfalls herausgab. Das Buch ist für Kinder ab etwa 6 Jahren gut geeignet, mehr über BRD, DDR und die Wiedervereinigung zu erfahren. Neben der persönlichen Geschichte von Anni und Janosch, in die man sich gut hineinversetzen kann, gibt es kurze Zusatztexte mit Hintergrundinformationen zur deutschen Geschichte während der Zeit der Teilung durch die Mauer. 

 

Ich bin schon gespannt, wie meine Schüler*innen die Geschichte im Unterricht umsetzen. Das Buch ist auf jeden Fall sehr gut geeignet, den Einfluss von Politik auf die Lebensgeschichte der Menschen kindgerecht zu thematisieren. 

 

Das war es für heute von mir. Alles gute für dich und versuche, auch die leichtigkeit und schönheit des Lebens zu geniessen. vielleicht gehst du mal schaukeln, wie ich ...

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Kommentare: 2
  • #1

    Dorothee Rexer (Mittwoch, 23 März 2022)

    Liebe Nici,
    vielen Dank für deinen wunderbaren und ermutigenden Blog.
    Das Corona-Auf und Ab hat auch mich und meinen Mann ereilt. Vergangene Woche konnten wir noch ukrainische Mamas, Kinder und eine Oma am Bahnhof abholen und Arztbesuche ausmachen. Seit Sonntag hat uns Corona ereilt und seit Montag mich. Demnächst hat ein Enkelkind Taufe und wir wären so gern dabei.
    Wünsche dir und deiner Familie Gottes Segen und Geleit. Meine Erfahrung im Nachhinein war immer, die Gegebenheiten anzunehmen und ein ja dazu zu finden, egal wie sie ausfallen, das hilft.
    Vielen Dank für deinen wertvollen Content.
    Herzliche Grüße
    Dorothee

  • #2

    Claudia (Samstag, 02 April 2022 16:27)

    Hallo, schade, dass das Wende-Buch nur noch antiquarisch zu bekommen ist, hört sich nach einer super Idee an!